NACHRUF

Claus Peymann nach einer Lesung im Wolfgang Borchert Theater (2018), im Gespräch mit Toto Hölters.(Foto: Silvia Drobny / mit freundlicher Genehmigung des WBT)
Claus Peymann nach einer Lesung im Wolfgang Borchert Theater (2018), im Gespräch mit Toto Hölters. (Foto: Silvia Drobny / mit freundlicher Genehmigung des WBT)

Das deutsche Theater verliert mit Claus Peymann einen seiner streitbarsten und leidenschaftlichsten Köpfe.

Für uns am Kleinen Bühnenboden bleibt Peymann mehr als nur eine große Theaterpersönlichkeit. Unser Intendant Konrad Haller begegnete ihm am Wiener Burgtheater. Peymann stellte Haller dort vor eine ebenso absurde wie präzise Aufgabe: Er sollte in Zeitlupe, mit einer Fahne in der Hand, einen Angriff auf eine imaginäre Burg stürmen. Doch dabei sollte die Fahne wehen – in Zeitlupe. Und: Die Fahne wehte.

Diese Geschichte steht sinnbildlich für Peymanns Anspruch und sein Verständnis von Theater: das Unmögliche fordern, Beharrlichkeit zeigen und das Unwahrscheinliche auf der Bühne lebendig werden lassen.

Claus Peymann war ein Theatermacher, der Menschen forderte, inspirierte und die Bühne immer wieder in einen Ort des Wagnisses verwandelte. Seine Leidenschaft, sein Mut zur Provokation, seine Lust am Übermaß und sein kompromissloser Theatergeist bleiben für uns Vorbild und Ansporn.

Ein besonderes Kapitel verbindet uns außerdem mit ihm: Gemeinsam brachten Konrad Haller und Toto Hölters am Kleinen Bühnenboden Thomas Bernhards berühmtes Stück CLAUS PEYMANN KAUFT SICH EINE HOSE UND GEHT MIT MIR ESSEN. auf die Bühne – ein Stück über Peymann, das nicht nur dessen Humor und Selbstironie, sondern auch seine besondere Theaterenergie feiert.

Wir verneigen uns vor Claus Peymann – und lassen seine Fahne in unserer Erinnerung und auf unserer Bühne weiterwehen.